Einseitige Belastungen – muskuläre Dysbalancen

Fast jeder Mensch erfährt im Laufe des Lebens in irgendeiner Weise einseitige Belastungen.  Ob im Alltag oder Berufsleben, oder sogar in der Freizeit oder beim Sport: überall findet man sie. Kurzfristig kann man das meist auch gut wegstecken – aber was, wenn die einseitige Belastung auf Dauer Auswirkungen auf den Körper hat?

Muskuläre Dysbalancen

Die Folge können sogenannte muskuläre Dysbalancen sein. So nennt man es, wenn zwischen zwei Muskeln oder Muskelgruppen, die sich gegenüber stehen, ein Ungleichgewicht herrscht. Typisch ist zum Beispiel eine Kombination aus einer Verkürzung oder Verspannung auf der einen, und einer Muskelschwäche auf der anderen Seite.

Durch dieses Ungleichgewicht werden die Sehnen und Gelenke vermehrt belastet, andere Muskeln können sich weiter verspannen und eine Fehlhaltung kann auftreten. In weiterer Folge kann sich auch die Wirbelsäule durch den ständigen „Zug“ in eine bestimmte Richtung verkrümmen. Auch Schmerzen können auftreten. Bleibt die Dysbalance unerkannt und man arbeitet nicht dagegen, nimmt man häufig diese „schiefe“ Haltung schließlich als den normalen, entspannten Zustand wahr, da der Stützapparat sich an die Fehlbelastung angepasst hat. Eine gerade Haltung anzunehmen, kann dann anfangs sogar anstrengender wirken, weil dann aktiv gegen diese Anpassung und Fehlhaltung gearbeitet werden muss. Trotzdem sollte man diesen Schritt unbedingt setzen, um wieder eine aufrechte Haltung und mehr Lebensqualität zu erhalten. Deshalb ist es besonders wichtig, so früh wie möglich ein Ungleichgewicht zu erkennen und zu bekämpfen, bevor es sich verfestigt und automatisch wird.

Wer ist betroffen?

Es gibt viele unterschiedliche Formen der muskulären Dysbalancen. Genauso vielfältig sind auch die Möglichkeiten, wie so ein Ungleichgewicht entstehen kann. Langes Sitzen ist in unserer Gesellschaft ein häufiger Auslöser, auf der anderen Seite kann aber auch ein einseitiges Training oder ein Beruf mit besonders einseitiger Tätigkeit Ursache sein. Berufsmusiker sind besonders häufig betroffen, was häufig an der asymmetrischen Haltung der Instrumente liegt, genauso wie manche Leistungssportler, wenn kein passender Ausgleich vorhanden ist.

Man kann sich vielleicht vor Augen führen, dass der Körper für vieles, was wir ihm tagtäglich abverlangen, nicht wirklich ausgelegt ist. Oder glaubt irgendjemand, stundenlanges Sitzen ist eine natürliche Haltung? Tätigkeiten, bei denen die Arme weit weg vom Schwerpunkt sind, womöglich auch noch in einer asymmetrischen Haltung, sind genauso unnatürlich. Man denke an einen Geiger, der so seinen Tag verbringt – der Körper wird versuchen, diese Einseitigkeit auszugleichen.  Dasselbe gilt für einen einseitigen Sport, der besonders einen Arm muskulär kräftigt. Problematisch ist das auch, weil das Verletzungsrisiko steigt und der Körper verstärkt beansprucht wird.

Man kann auch selber erleben, welche Bedeutung der Abstand eines Gewichtes zum Körperschwerpunkt hat, und welche Kräfte der Körper hier ausgleichen muss. Dazu kann man ganz einfach irgendeinen Gegenstand zuerst nahe beim Körper hochhalten, und danach versuchen, den selben Gegenstand einmal mit ausgestreckten Armen, paralell zum Boden zu tragen. Bereits nach wenigen Minuten wird das wahrscheinlich schon ziemlich anstrengend! Das kann sehr anschaulich zeigen, wie wichtig ein Ausgleich zu solchen Belastungen ist – besonders wenn sie einseitig auftreten.

Was tun bei einseitiger Belastung?

Man kann eine einseitige Belastung nicht immer vermeiden, besonders nicht, wenn sie zum Beruf gehört. Aber man kann gesunde Gewohnheiten entwickeln, um eine möglichst aufrechte Haltung anzunehmen, für möglichst viel Abwechslung sorgen und immer wieder Pausen einlegen. Zum Beispiel kann man öfter die Sitzposition zu wechseln und sich zwischendurch immer wieder strecken, dehnen und ein paar Schritte gehen, wenn man beruflich viel sitzen muss. Ein ergonomischer Arbeitsplatz ist auch sehr wichtig für die körperliche Gesundheit. In der Freizeit hilft ein Ausgleichssport, der die abgeschwächten Muskeln kräftigt. Ebenso helfen Dehnübungen, sowie Kräftigungsübungen für die schwächeren Muskelpartien, damit ein Gleichgewicht gefördert werden kann.

Es hilft auch, sich Unterstützung zu holen, damit eine sinnvolle Routine in den Alltag eingebaut werden kann. Dabei sollte man nicht bis zum letzten Moment warten, denn verfestigte Dysbalancen sind sehr viel schwerer loszuwerden als ein beginnendes Ungleichgewicht. Für mehr Lebensqualität zahlt es sich auf jeden Fall aus, auf seinen Körper zu hören – es gibt viele Möglichkeiten, wieder ein Gleichgewicht und Wohlbefinden herzustellen.

Rückenschmerzen Lendenwirbelsäule

Schreibe einen Kommentar