Gute Körperhaltung in der Schule – Tipps und Tricks

Eine gute Körperhaltung bereits in der Schule fördern

Viele Menschen denken, dass Rückenschmerzen erst mit dem Alter kommen. „Jung und gesund“ lautet die Devise – da ist es oft überraschend, wenn auch Kinder und Jugendliche ein Thema mit ihrer Körperhaltung haben.  Eigentlich ist es aber besonders wichtig, eine aufrechte Haltung bereits in der Kindheit zu fördern.

Wie entstehen Haltungsschwächen bei Kindern und Jugendlichen?

Der Grund für spätere Haltungsschäden findet sich oft schon in frühen Jahren. Eine einzelne Ursache gibt es aber meistens nicht. Häufig ist es eine Kombination aus ungünstigen Faktoren, die negativ auf die Körperhaltung und -gesundheit einwirken. Einige Beispiele wären zum Beispiel einseitige Belastung oder Bewegungsmangel.

Während der Körper wächst, gibt es immer wieder Wachstumsschübe, die zur vorübergehenden Haltungsschwächen und muskulären Ungleichgewichten führen können. In den meisten Fällen wächst sich das glücklicherweise von selbst aus. Allerdings sollte früh genug ärztliche Abklärung erfolgen, falls es eine solche Haltungsschwäche länger andauert oder über den gesunden Rahmen hinaus geht, damit daraus kein bleibender Haltungsfehler wird.

Viele Kinder verbringen schon recht früh viel Zeit im Sitzen: in der Schule, vor der Hausübung, beim Fernsehen, mit dem Handy…. Kombiniert mit einem Bewegungsmangel kann dieses unergonomische Sitzen Haltungsfehler begünstigen. Deshalb ist es auch besonders wichtig, Kindern schon früh die Freude an der natürlichen und spielerischen Bewegung zu vermitteln.

Faktor Schultasche

Auch eine zu schwere Schultasche kann ein Auslöser für Rückenschmerzen und Haltungsschwächen bei Kindern sein. Nicht nur Schmerzen, sondern auch eine schlaffe Körperhaltung und eine Neigung zu einem Rund- oder Hohlrücken können dadurch verursacht werden. Es kann sogar die Atmung beeinträchtigt werden!

Das Schultaschengewicht der Kinder liegt heutzutage oftmals deutlich über dem empfohlenen Gewicht. Da die Wirbelsäule in der Entwicklung noch verformbar ist, kann sich das besonders gravierend auf die Rückengesundheit auswirken. Auch einseitiges Tragen der Schultasche kann die Wirbelsäule seitlich „verbiegen“.

Welche Haltungsschwächen gibt es bei Kindern und Jugendlichen?

Rundrücken: Die zu schwache Rückenmuskulatur hält den Oberkörper nicht richtig aufrecht. Dadurch kann der Brustkorb eingeengt werden, oder die Wirbelsäule könnte vorzeitig verschleißen.

Hohlrücken: Das Becken richtet sich durch zu schwache Muskeln nicht richtig auf, es kommt zu einem Hohlkreuz, im Lendenbereich könnte die Wirbelsäule vorzeitig verschleißen.

Flacher Rücken: Bei dieser Fehlhaltung weist die Wirbelsäule eine geringere Krümmung auf. Die Beanspruchbarkeit ist eingeschränkt, frühzeitige degenerative Veränderungen können folgen. Weil die Wirbelsäule an Beweglichkeit verliert, ist die Haltung häufig verkrampft und angespannt, oft kommt es zu Rückenschmerzen.

Schwächung und Verkümmerung der Muskulatur: Die Muskeln können die Wirbelsäule nicht mehr genügend stabilisieren, die gesamte Haltung und das Knochensystem werden negativ beeinflusst. Es können Überlastungsschäden auftreten.

Scheuermannsche Erkrankung: Die Ursache für diese Erkrankung liegt in einer Wachstumsstörung der Wirbelsäule, die vor allem im präpubertären Alter auftritt und ca. ein Drittel der Jugendlichen betrifft. Die Wirbelkörper werden geschädigt, was auch die Bandscheiben beeinträchtigt und somit die Stoßdämpfleistung negativ beeinflusst. Die Folge kann ein fixierter Rundrücken sein, es kann aber auch der Lendenwirbelsäulenbereich betroffen sein.

Skoliose: Hierbei ist die Wirbelsäule verkrümmt und in sich verdreht, wobei es verschiedene Arten, Ausprägungen und Ursachen gibt. Oftmals verschlechtert sich die Wirbelsäulenverkrümmung im Laufe des Wachstums. Zur Behandlung werden meistens Physiotherapie und orthopädische Korsetts eingesetzt, bei besonders schweren Fällen ist teilweise eine Operation notwendig.

Haltungsschwächen: Hohlrücken, Rundrücken, Flacher Rücken und Skoliose

Wie kann man eine gute Körperhaltung in der Schule fördern?

Die passende Schultasche

  • Die Schultasche sollte mitsamt dem Inhalt nicht mehr als 12% des Körpergewichtes wiegen.
  • Nicht einseitig tragen! Beide Gurte verwenden, straffgezogen und gleich lang eingestellt.
  • Außerdem sollte die Schultasche nahe am Rücken anliegen, die Oberkante sollte sich waagrecht auf Höhe der Schultern befinden, das Rückenteil sollte sich zusätzlich am Beckenkamm abstützen.
  • Schwere Gegenstände so rückennah wie möglich einpacken! .
  • Auf eine stabile, ergonomische und leichte Schultasche achten, mit verstellbaren und gepolsterten Schultergurten.

Thema Sitzen

Das lange Sitzen in der Schule schon in jungen Jahren wirkt sich sehr negativ auf die Körperhaltung der Schülerinnen und Schüler aus. Ohne Ausgleichbewegung führt das zu Konzentrationsschwäche, Fehlhaltungen, Verspannungen, Druckschäden an Bandscheiben und Wirbelgelenken sowie überreizten Bandstrukturen. In Folge können Haltungsstörungen und -schäden entstehen.

In der Schule sollten die Kinder daher so wenig wie möglich sitzen, zum Beispiel durch

  • Bewegung im Unterricht,
  • bewegte Pausen,
  • regelmäßige gezielte Ausgleichsbewegungen und
  • Turnstunden.

Außerdem sollte auf Fehlhaltung aufmerksam gemacht werden, Sessel und Tisch sollten regelmäßig größenangepasst werden und das regelmäßige bewusste Einnehmen der am wenigsten belastenden Sitzhaltung sollte erlernt werden.

Am besten werden alternative Sitzgelegenheiten angeboten, abwechslungsreiche Sitzvarianten dürfen von den Kindern eingenommen werden und bewegtes Sitzen durch Wipp-Hocker oder Stehpulte wird gefördert.

Besonders wichtig wäre auch eine ergonomische, größenverstellbare Ausstattung, sodass eine gute Körperhaltung in der Schule ermöglicht wird.

In der Freizeit

Am allerwichtigsten für eine gesunde Entwicklung ist tägliches Bewegen, am besten in den Alltag integriert. Das sollte auch schon die Eltern vorleben, da sie eine große Vorbildwirkung haben. Auch die vielseitige, spielerische Bewegung sollte gefördert werden, ohne Druck oder Leistungszwang, um den natürlichen Bewegungsdrang der Kinder zu erhalten.

Weiterführende Literatur:

Diplomarbeit über Haltungsschwächen und Haltungsfehler – Präventionsmöglichkeiten in der Schule:

https://unipub.uni-graz.at/obvugrhs/content/titleinfo/2133776/full.pdf

Wissenswertes zum Thema Schultasche und Sitzen:

https://www.gesundes-oberoesterreich.at/4575_DEU_HTML.htm

Artikel über eine gesunde Körperhaltung bei Kindern:

https://www.carpediem.life/11559/gesunde-koerperhaltung-kinder/

https://www.kinderphysio-citypark.at/wie-kann-man-haltungsschaeden-bei-kindern-vorbeugen/

Informationen über Skoliose im Jugendalter:

https://www.gesundheitsinformation.de/skoliose-im-jugendalter.html