Wir leben heute länger als je zuvor. In Österreich liegt die durchschnittliche Lebenserwartung aktuell bei rund 82 Jahren. Ein medizinischer und gesellschaftlicher Fortschritt, über den wir uns durchaus freuen dürfen.
Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich ein weniger erfreuliches Bild: Die sogenannte gesunde Lebenserwartung – also die Jahre, in denen wir ohne größere gesundheitliche Einschränkungen leben – liegt deutlich darunter. Im Durchschnitt bei etwa 62 bis 65 Jahren.
Das bedeutet: Viele Menschen verbringen die letzten 17 bis 20 Jahre ihres Lebens mit Beschwerden, Einschränkungen, chronischen Erkrankungen – körperlich wie psychisch. Und häufig beginnt das nicht erst im Ruhestand.
Was bedeutet „gesund“ überhaupt?
Gesundheit ist kein Zustand im Schwarz-Weiß-Denken. Es geht nicht nur um das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein einer Diagnose.
Bereits anhaltende Rückenschmerzen, Bewegungseinschränkungen, Müdigkeit, Schlafprobleme oder chronische Anspannung gelten als Beeinträchtigungen der Lebensqualität – sie zählen in der Gesundheitsstatistik als Einschränkungen der gesunden Lebenszeit. Und genau diese Beschwerden schleichen sich oft über Jahre ein, werden normalisiert, ignoriert oder mit Tabletten bekämpft, anstatt ihnen auf den Grund zu gehen.
Warum werden wir so früh krank?
Es gibt keine einzelne Ursache. Vielmehr handelt es sich meist um eine Verkettung mehrerer Belastungen, die sich über Jahre hinweg aufbauen:
- Bewegungsmangel – besonders bei sitzenden Tätigkeiten
- Fehlhaltungen und einseitige Belastung
- Dauerstress und mangelnde Erholung
- Schlafprobleme und Erschöpfung
- Fehlende Körperwahrnehmung
- Emotionale Belastungen
- Ungünstige Ernährung
Unser Körper kann viel kompensieren – eine Zeit lang. Doch irgendwann meldet er sich. Leise, dann lauter. Und wenn wir nicht zuhören, wird aus einem „leichten Ziehen im Rücken“ ein Bandscheibenvorfall. Aus innerer Unruhe ein Burnout. Aus ständiger Anspannung eine chronische Erkrankung.

Was hält uns eigentlich gesund?
Der Medizinsoziologe Aaron Antonovsky stellte nicht die Frage „Was macht uns krank?“, sondern: Was hält uns gesund?
Sein Modell der Salutogenese zeigt: Gesundheit ist ein dynamischer Prozess – geprägt von unserem Umgang mit Belastungen. Entscheidend ist unser Kohärenzgefühl: das Empfinden, dass das Leben verständlich, handhabbar und sinnvoll ist.
Genau hier setzt meine Arbeit als Haltungscoach an. Denn wenn wir lernen, unseren Körper besser zu verstehen, mit ihm zu arbeiten statt gegen ihn – entsteht genau dieses Gefühl von innerer Stabilität. Das ist Haltung im besten Sinne.
Gesunde Lebensjahre lassen sich trainieren
Die gute Nachricht: Gesundheit ist nicht nur Glück oder Genetik.
Wir können aktiv Einfluss nehmen – in jedem Alter und in jedem Beruf.
Was es dafür braucht?
- Aufmerksamkeit – den eigenen Körper wieder spüren
- Wissen – über Haltung, Bewegung, Regeneration
- Regelmäßigkeit – kleine, aber beständige Schritte
- Begleitung – durch kompetente Unterstützung
Zellgesundheit: Was Telomere mit unserem Alltag zu tun haben
Die Nobelpreisträgerin Elisabeth Blackburn hat erforscht, wie sich unser Lebensstil auf die Telomere auswirkt – das sind die Schutzkappen unserer Chromosomen. Sie entscheiden mit darüber, wie schnell unsere Zellen altern.
Blackburn konnte zeigen:
Ein gesunder Lebensstil verlangsamt die Verkürzung der Telomere – und damit den Alterungsprozess. Besonders wirksam sind:
- Bewegung und Körperwahrnehmung
- Soziale Verbundenheit und emotionale Balance
- Positives Denken und Stressbewältigung
- Omega-3-Fettsäuren und anti-entzündliche Ernährung
Diese Erkenntnisse belegen eindrucksvoll: Wie wir leben, beeinflusst, wie lange wir gesund bleiben.
Und was bedeutet das für Unternehmen?
Auch für Unternehmen ist diese Entwicklung hochrelevant.
Wenn Mitarbeitende bereits mit Anfang 60 gesundheitlich eingeschränkt sind, betrifft das nicht nur das Gesundheitssystem – sondern auch den Arbeitsplatz:
- steigende Krankenstände
- sinkende Produktivität
- hohe Kosten durch Langzeitausfälle
- Verlust an Erfahrung und Qualität
Gesundheitsförderung im Betrieb ist daher nicht nur soziale Verantwortung, sondern ein wirtschaftlicher Erfolgsfaktor. Und sie beginnt weit vor dem ersten Krankenstand.
Ich arbeite mit Unternehmen, die verstanden haben:
- Gesunde Mitarbeitende sind das Fundament für gesunde Organisationen.
- Haltung beginnt im Kopf – aber sie wirkt im ganzen Körper
Wenn wir unsere Haltung ändern – im Denken, im Bewegen, im Alltag – verändern wir nicht nur unsere Rückenschmerzen. Wir verändern, wie wir durchs Leben gehen.
Es braucht keine riesigen Programme, um gesunde Jahre zu gewinnen. Es braucht Aufmerksamkeit, Klarheit – und die Bereitschaft, wirklich etwas verändern zu wollen.
Denn Lebensqualität ist nicht nur eine Frage der Lebensjahre.
Sondern der Jahre, in denen wir uns wirklich lebendig fühlen.
Weniger kranke Jahre. Mehr gutes Leben.
Für dich selbst. Für dein Team. Für deine Zukunft.