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Kurzfristiger Kick, langfristige Freude und Erfolg. Dopamin, Haltung und das „Irgendwas“ im Leben.

3. November 2025 durch
Wolfgang Baierl

Wir leben in einer Zeit, in der schnelle Reize allgegenwärtig sind. Ein kurzer Blick aufs Smartphone, ein Like, ein Snack zwischendurch. Aber auch diverse Suchtmittel und Sex. Diese kleinen Belohnungen geben uns einen schnellen Dopamin-Kick. Sie fühlen sich gut an. Für den Moment.

Doch genau hier beginnt die Herausforderung: Kurzfristiger Spaß ist nicht langfristiges Glück.

 

Dopamin: wertvoll, aber verführerisch

Dopamin motiviert uns, Ziele zu verfolgen und Fortschritt zu erleben. Es ist ein entscheidender Baustein für Antrieb, Leistung und Kreativität. Gleichzeitig verleitet es uns dazu, immer wieder den schnellen Kick zu suchen.

In unserer Zeit belohnen wir uns oft, ohne etwas dafür getan zu haben:

  • Scrollen
  • Snacken
  • Online-Shopping
  • Sex etc.
  • Zucker
  • Serienmarathons

Das Gehirn lernt:

„Belohnung kann ohne Aufwand funktionieren.“

Langfristig schwächt das unsere Ausdauer, unseren Fokus und unsere Fähigkeit, Ziele durchzuhalten.

 

Der Preis der schnellen Freude

Die Folgen zeigen sich leise:

  • sinkende Konzentrationsfähigkeit
  • mehr Stress und gleichzeitig Antriebslosigkeit
  • weniger Selbstvertrauen
  • ständige Ablenkung

Wir verlieren die Verbindung zu dem, was uns wirklich erfüllt:

→ das Gefühl, etwas geschaffen zu haben, das nachhaltig bleibt.

 

Stress als Verstärker

In Stressphasen neigen wir dazu, das Bedürfnis nach schnellen Belohnungen noch schneller zu stillen. Unter Druck fällt es uns schwerer, Impulse zu kontrollieren.

Gleichzeitig wird unsere Körperhaltung dabei gebeugter:

runder Rücken, Schultern nach vorne, flacher Atem und der Blick nach unten.

Genau dieses Bild signalisiert unserem Nervensystem: Gefahr.

Der Kreislauf aus Stress und schnellen Belohnungen verstärkt sich.

Eine aufrechte Haltung unter Stress wirkt dagegen wie ein Gegenimpuls:

Die Atmung wird verbessert, der Blick wird weiter und die Gedanken ruhiger.

Impulsregulation wird wieder möglich.

 

Haltung wirkt: körperlich und mental

Wenn ich von Haltung spreche, meine ich immer beides:

Körperhaltung

Wie wir gehen, stehen, sitzen, atmen und uns im Raum bewegen.

Studien zeigen, dass eine aufrechte Haltung nicht nur die Atmung verbessert, sondern auch Einfluss auf unsere Stimmung und Aktivierungssysteme des Gehirns haben kann.

Eine Untersuchung in Frontiers in Aging Neuroscience weist darauf hin, dass eine aufrechte Haltung möglicherweise die Dopaminproduktion begünstigt.

Ein spannender TED Talk dazu:

Amy Cuddy – Your body language may shape who you are

Sie spricht davon, wie Haltung unser Hormonsystem beeinflussen kann.

Mentale Haltung

Wie wir denken, entscheiden und Herausforderungen begegnen.

Eine klare innere Haltung hilft uns, Prioritäten zu setzen und langfristig zu handeln.

→ Unser Wertebewusstsein ist dabei ein entscheidender Faktor.

 

Beides bedingt einander

  • Unsere Körperhaltung beeinflusst unser Denken und Fühlen.
  • Unser Denken verändert die Art, wie unsere Körperhaltung ist.

 

Erfolg braucht Haltung

Durch Haltung wird Erfolg erzeugt.

Langfristiger Erfolg entsteht selten durch spontane Impulse, sondern durch:

  • Selbstregulation
  • Fokus
  • Frustrationstoleranz
  • Wiederholung
  • gesunde Gewohnheiten

Diese Fähigkeiten sitzen tief in unserem Nervensystem.

Eine klare, offene Haltung unterstützt unser Gehirn beim Umschalten in einen aktiven, gestaltenden Modus.

→ Aufrechte Haltung signalisiert: Ich bin bereit.

 

Der Marshmallow-Effekt

Eine der bekanntesten Studien dazu stammt von Walter Mischel.

Im sogenannten Marshmallow-Test wurden Kinder vor die Wahl gestellt:

→ Ein Marshmallow sofort

→ oder zwei, wenn sie warten können

Jahre später zeigte sich:

  • bessere schulische Leistungen
  • höhere Stressresistenz
  • gesündere Verhaltensmuster
  • bessere langfristige Perspektiven
  • glücklichere Beziehungen

Es ist die Kunst, kurzfristigen Dopamin-Reizen zu widerstehen, um etwas Wertvolleres zu erreichen.

Und wichtig:

→ Diese Fähigkeit ist trainierbar.

Haltung, Gewohnheiten, Atemführung und Selbstwirksamkeits-Rituale stärken genau diese Kompetenzen.

 

Die Dopamin-Baseline

Je mehr schnelle Belohnungen wir konsumieren, desto mehr sinkt die Dopamin-Basislinie im Gehirn.

Das bedeutet: Wir brauchen immer mehr, um uns überhaupt gut zu fühlen – ähnlich wie bei Süchtigen.

Die logische Folge:

→ Der Alltag verliert Farbe.

Langfristige, nachhaltige Erfüllung entsteht dagegen durch Dinge, die langsam wachsen.

 

Vom Konsumieren zum Kreieren

Sinn entsteht nicht durch das, was wir verbrauchen.

Sinn entsteht durch das, was wir schaffen.

Wenn wir uns zu sehr vom schnellen Belohnungssystem treiben lassen, verlagern wir Energie in Nebenkriegsschauplätze.

Die Frage ist:

Was baue ich auf?

Die Dinge, die bleiben, entstehen in kleinen, konsequenten Schritten.

 

„Irgendwas“ – und die Sehnsucht nach dem Bleibenden

Im Lied „Irgendwas“ von Yvonne Catterfeld geht es genau um diese innere Spannung.

Es beschreibt die Suche nach etwas, das bleibt.

Etwas, das erfüllt, das Sinn ergibt.

Kein kurzfristiger Kick, sondern ein Gefühl von Wirkung und Zugehörigkeit.

Wir alle kennen diese Sehnsucht.

Und sie ist ein guter Kompass.

 

Ein Blick in Organisationen

Auch in Teams zeigt sich diese Dynamik:

Wenn schnelle Erfolge und permanente Reizüberflutung dominieren, sinken:

  • Fokus
  • Gesundheit
  • Zusammenarbeit

Eine körperliche und mentale Haltungskultur stärkt:

  • Resilienz
  • Präsenz
  • Qualität

 

Mini-Experimente für den Alltag

Kleine Schritte, nachhaltig umgesetzt:

  1. 2 Minuten bewusst aufrichten
    Schultern öffnen, tief atmen, Blick nach vorne.
  2. 10 Atemzüge vor Meetings
    Bringen Klarheit in die Entscheidung.
  3. Kein Handy beim Essen
    Präsenz nährt – mehr als jeder schnelle Reiz.
  4. Kurze Bewegungsroutine zwischendurch
    Haltung braucht Muskulatur. Muskulatur schützt Haltung.
  5. Soziale Kontakte pflegen
    Verbindung stabilisiert nachweislich unser Nervensystem.

 

Haltung ist ein Lebensstil

Langfristiges Glück entsteht nicht durch einzelne Impulse, sondern durch eine innere Ausrichtung.

Eine Haltung, die uns unterstützt.

Eine Haltung, die uns wachsen lässt.

Kurzfristige Freude ist angenehm.

Langfristige Erfüllung ist wertvoll.

Der Unterschied entscheidet, ob wir nur beschäftigt sind oder ob wir bewusst gestalten.

Und vielleicht reicht genau ein kleiner Satz als Orientierung:

Welche Entscheidung unterstützt heute das, was bleiben darf?

Richte dich auf, atme bewusst, und gib deinem zukünftigen Ich eine Chance, stolz auf dich zu sein.

Am Ende gewinnt nicht der, der die meisten schnellen Belohnungen sammelt.

Sondern der, der sich selbst führen kann.

 

Weil Haltung wirkt!!!